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Gedenkfeier des Evang.-Luth. Dekanats Schweinfurt 85 Jahre nach den Novemberpogromen

Schweinfurt. Seit vielen Jahren erinnert das Evangelisch-Lutherische Dekanat Schweinfurt am 9. November mit einem Gottesdienst an den Jahrestag des Beginns der Novemberpogrome im Jahr1938.

Zum 85. Jahrestag dieses schrecklichen Datums erinnerte Dekan Oliver Bruckmann zunächst an die vielen Jahre, in denen der 9. November in Deutschlands Geschichte eine herausragende Rolle gespielt hatte:


veröffentlicht in: Stilvoll glauben am
Luther in ... Wittenberge? Heiko Kuschel Mo., 13.11.2023 - 09:28 Touristische Verirrungen Die Deutsche Bahn macht’s möglich: Die Schlosskirche zu Wittenberg ist um gerade mal 170 Kilometer verrutscht.

Windsbach. Die kleine Stadt mit dem weltberühmten Chor, den nur wenige kennen, ursprüngliche Heimat des berühmtesten (weil seit langem einzigen) Stilvoll-Glauben-Autors auf evangelisch.de. In meiner Jugendzeit kam es immer wieder mal vor, dass Menschen mit verzweifeltem Blick ihr Auto anhielten, das Fenster runterkurbelten (ging damals noch mechanisch) und fragten, wo es denn hier zum Freilandmuseum gehe.

„Kein Problem. Sie fahren hier unten durch das Tor, dann rechts, nach etwa 20 Kilometern an der Ampel links, und nach weiteren 30 Kilometern ist es dann ausgeschildert.“ So etwa lautete meine Standardantwort, die mir, zugegeben, viel Spaß machte, wenn die armen verirrten Touris mal wieder nicht genau hingeschaut und Windsbach mit Bad Windsheim verwechselt hatten. Da der Knabenchor in der Regel nicht zu besichtigen ist und die Windsbacher Stadtkirche zwar ganz nett, aber auch kein tagesfüllendes Angebot ist, versuchte ich gar nicht erst, sie zum Bleiben zu bewegen, fragte mich aber durchaus gelegentlich, wie wohl die Stimmung unter den Mitreisenden im Auto sein würde, wenn sie nun noch eine Stunde durch die Gegend gurkten, nachdem sie sich schon am Ziel wähnten.

Vielleicht hätten wir einfach ein Bild von Bad Windsheim anbringen sollen. Wittenberge macht’s vor. Also, heute im Angebot: Bahnhof Wittenberge. Ziemlich genau in der Mitte der Schnellstrecke Berlin-Hamburg gelegen, ein erstaunlich großer Bahnhof für eine Stadt mit gerade mal 17.000 Einwohnern. Hier können Sie umsteigen in diverse andere Linien. Von der S-Bahn über den RE und Eurocity bis hin zum ICE hält hier quasi alles, wenn auch die schnelleren Züge nicht so wahnsinnig oft. Das imposante Empfangsgebäude im klassizistischen Stil entstand immerhin schon 1846.

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Im Jahre des Herrn 2020 nun ließ die Bahn Teile des Bahnhofs erneuern. Unter anderem wurde der Fußgängertunnel mit Sehenswürdigkeiten der Stadt Wittenberge bemalt. Das Rathaus, die Ölmühle, die Schlosskirche. Ähm – was? Ja, die berühmte Schlosskirche von Wittenberge, an deren Türen Dr. Martinus Luther damals im Jahre 1517 (möglicherweise) seine 95 Thesen anschlug.

Doch wenn Sie den Fußgängertunnel verlassen, können Sie sich weit und breit umsehen – die Schlosskirche werden Sie hier nicht finden. Denn die ist, nun ja, halt nicht da. Sie befindet sich in Wittenberg. Ohne e. Da hat sich der Künstler (mit e) wohl geografisch ein klein wenig vertan und eine zwar namentlich ähnliche, aber doch recht weit entfernte Attraktion in den Tunnel gemalt. Kann schon mal passieren, wenn man unterirdisch malt und keinen Vergleich zur realen Umgebung hat. Tunnelblick nennt man das wohl. Da reicht auch nicht einmal an der Ampel links abbiegen. Mit der Bahn braucht’s zwischen zwei und fünf Stunden und zigmaliges Umsteigen. Die nächste verfügbare Fahrt fällt übrigens gerade aus, sagt mir die Bahn-Homepage.

Na ja, jedenfalls: Es ist lange Zeit kaum jemandem aufgefallen, dass sich Wittenberge mit fremden wittenbergischen Federn, äh Kirchen, schmückte. Okay, die Stadt Wittenberge wies bereits kurz nach der Umgestaltung die Deutsche Bahn darauf hin, dass da ein kleiner, aber bedeutender Fehler vorliegen könnte. Bis heute ist nichts passiert. Und eigentlich finden die Wittenbergerer (oder so ähnlich, wie soll man das sonst von den Wittenbergern unterscheiden?) das sogar ganz lustig. Ist ja nicht das erste Mal, dass die beiden Städte verwechselt werden, wie man leicht nachvollziehen kann. Und ist doch eigentlich ganz spaßig. Also, außer für die Touris. So können alle, die eigentlich die Lutherstadt Wittenberg besuchen wollten, aber versehentlich im DB Navigator Wittenberge gesucht haben, wenigstens eine der Sehenswürdigkeiten ihres ursprünglichen Zielorts bewundern, wenn auch nur von außen. Wenn das mal kein Service für orientierungslose Touristen ist!

War eigentlich Luther zu Lebzeiten mal in Wittenberge? Darüber liegen mir keine Belege vor. Vielleicht hat er ja auch mal in das Kutschen-Navi die falsche Adresse eingegeben. Mit der Bahn ist er jedenfalls nicht gekommen, die hätte er vorher erst einmal erfinden müssen. Vielleicht ganz gut so. Am Ende hätte er seine Thesen noch im Fußgängertunnel zu Wittenberge angebracht und mit seinen Nägeln den ganzen Putz zerstört.

Wie auch immer: Wir wünschen gute Reise. Achten Sie immer gut auf Ihr Ziel!

Meldung auf RBB24 Stilvoll Glauben: Der weltberühmte Chor, den keiner kennt (2011)

veröffentlicht in: Netzwerk Citykirchenprojekte am

nck_haltepunkt_leben_rgb.png In Kürze werden sie in den Innenstädten des deutschsprachigen Raums auftauchen: Schilder, die in ihrer Gestaltung an Haltestellen-Schilder des Nahverkehrs erinnern, jedoch in himmlisch-blauer Farbgebung und mit einem Linienplan, der Stationen wie „Zweifel“, „Zuversicht“, „Misstrauen“ oder „Gemeinschaft“ beinhaltet.

Sie wollen von Unzufriedenheit zu Hoffnung gelangen? Steigen Sie an der Station „Erkenntnis“ um. Vom Zweifel zum Vertrauen geht’s direkt mit den Zwischenhalten Staunen, Liebe und Mut. Ebenso kommen Sie ohne Umsteigen von der Einsamkeit zur Gemeinschaft. Von Glaube zu Vertrauen wechseln Sie bitte bei „Liebe“ auf die gelbe Linie. Der Plan ist wie klassische U-Bahn-Übersichtskarten gestaltet und bietet nahezu unendliche Möglichkeiten, sich mit der Frage auseinanderzusetzen: An welcher Haltestelle im Leben stehe ich? Wohin möchte ich gelangen?

haltepunkt-fahrplan.jpg Mancherorts werden die Schilder begleitet von mobilen Bänken auf den Straßen, die zum Verweilen und Dialog einladen. Dazu gibt es inspirierende Karten mit Gedanken zu einzelnen Lebens-Stationen, einen Falt-Fahrplan zum Mitnehmen und weitere Materialien. Die Kampagne "Haltepunkt Leben" des Netzwerks Citykirchenprojekte e.V. wird zudem durch kurze Videoclips in den sozialen Medien und auf Bildschirmen sowie durch Plakate unterstützt.

Wir haben diese Initiative gestartet, um Menschen im Vorübergehen anzusprechen und sie dazu zu ermutigen, über existenzielle Fragen des Lebens nachzudenken. Die Fragen sind bewusst offen gestaltet, so dass sie auch für sich alleine wirken. Wer darüber hinaus den Wunsch verspürt, sich mit anderen über eigene Gedanken und Fragen auszutauschen, findet auf der zentralen Homepage www.haltepunkt-leben.net die Adressen der Netzwerkmitglieder haltepunkt-schild.jpg sowie für dringende Fragen Adressen wie die Telefonseelsorge.

Der Haltepunkt Leben ist nicht bloß eine kurzfristige Aktion, im Gegenteil: Das Konzept ist so gestaltet, dass es kontinuierlich wachsen kann. Neue „Haltestellen“ können problemlos integriert werden, und die Mitgliedseinrichtungen können eigenverantwortlich Aktionen planen. In absehbarer Zukunft könnten auch andere kirchliche Dienste von den bereitgestellten Materialien profitieren. Halten Sie die Augen offen: Möglicherweise stoßen Sie schon bald in Ihrer Stadt auf einen Haltepunkt Leben!

Auch Nicht-Mitgliedseinrichtungen können sich auf Anfrage dem Konzept anschließen, dazu bitten wir um Kontaktaufnahme unter info@citykirchenprojekte.org

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veröffentlicht in: Netzwerk Citykirchenprojekte am

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Von links: Bernd Wolharn (Essen), Kerstin Leitschuh (Kassel), Carla Böhnstedt (Berlin), Heiko Kuschel (Schweinfurt), Hans-Jürgen Jung (Bremen).

Bei der Mitgliederversammlung des Netzwerks am 8.11.2023 in Strasbourg und via Zoom wurde unser neues SprecherInnenteam für die nächsten zwei Jahre gewählt.

Werner Zupp, mittlerweile im Ruhestand, schied nach neuneinhalb Jahren aus. Neu dazugekommen ist Kerstin Leitschuh aus Kassel. Carla Böhnstedt, Hans-Jürgen Jung, Heiko Kuschel und Bernd Wolharn wurden in ihrem Amt bestätigt.

Herzlichen Dank an Werner Zupp für das große und jahrzehntelange Engagement für unser Netzwerk, auch schon vor der Zeit im SprecherInnenteam! Wir beglückwünschen Kerstin Leitschuh zur Wahl und freuen uns auf die Arbeit der nächsten zwei Jahre.

Kurze Selbstvorstellungen der Mitglieder des SprecherInnenteams gibt es unter https://www.citykirchenprojekte.org/inhalt/sprecherinnenteam


veröffentlicht in: Schweinfurt-evangelisch.de am
Das Evang.-Luth. Dekanat Schweinfurt lädt zum Gedenkgottesdienst anlässlich der Novemberpogrome am 9.11. 19:00 in St. Johannis ein

Vor 85 Jahren verwüsteten Deutsche im gesamten damaligen Deutschen Reich zahlreiche jüdische Synagogen, Wohn- und Geschäftshäuser. Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger wurden getötet, vertrieben oder deportiert. Dies markierte den Beginn einer beispiellosen Vernichtungswelle des jüdischen Lebens in Deutschland, bei der letztendlich Millionen ihr Leben verloren.

Gerade für Deutschland bleibt es daher von zentraler Bedeutung, die Sicherheit jüdischen Lebens zu gewährleisten. Dennoch müssen heute wieder Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland und überall auf der Welt um ihre Sicherheit bangen, ihr ganzes Heimatland wird brutal von Terroristen angegriffen.

Umso bedeutsamer ist der Gedenkgottesdienst zum Jahrestag der Novemberpogrome am 9. November um 19 Uhr in der St. Johanniskirche Schweinfurt, zu dem das Dekanat Schweinfurt seit vielen Jahren regelmäßig einlädt. Dieser jährliche Gottesdienst soll nicht nur zur Erinnerung an das damalige Geschehen beitragen, sondern auch an die eigene Schuld und Verantwortung erinnern. Gleichzeitig ermutigt er die Menschen, sich heute gegen Antisemitismus und andere Formen von Ausgrenzung einzusetzen.

Unter dem Titel „Die Kraft der Erinnerung – Geheimnis der Erlösung“ predigt diesmal Pfarrer Reiner Schübel, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Erwachsenenbildung (AEEB) e.V. Die Liturgie gestaltet Dekan Oliver Bruckmann.


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Oberkirchenrat Michael Martin predigte im Festgottesdienst zum Reformationstag in Schweinfurt

Zum zentralen Reformations-Festgottesdienst des Dekanats Schweinfurt in der gut gefüllten St. Johanniskirche Schweinfurt begrüßte Dekan Oliver Bruckmann in diesem Jahr Oberkirchenrat Michael Martin als Prediger. Martin ist im Landeskirchenamt München zuständig für Ökumene und kirchliches Leben, sozusagen der „Außenminister“ der bayerischen Landeskirche und weltweit gut vernetzt. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirche waren wie jedes Jahr zu diesem Gottesdienst gekommen.


veröffentlicht in: Stilvoll glauben am
Und jährlich grüßt das Geisterfest Heiko Kuschel Di., 31.10.2023 - 12:09 Halloween und Reformationsfest Wie umgehen mit Kindern, die vor der Tür „Süßes oder Saures“ schreien?

Ach, ist es schon wieder soweit? Haben wir genug kleine Süßkram-Packungen gebunkert? Ist ein bisschen was Gruseliges vorbereitet vor der Haustür? Na, dann kann das Reformationsfest ja beginnen!

Knarrend öffnen sich Türen, mancherorts entsteht ein kleiner Wettstreit darüber, ob die Personen vor oder hinter der Tür gruseliger aussehen. Und wer schauriger „Ein feste Burg ist unser Gott“ singen kann. Kerzenflackerlichtanimierte Plastikkürbisköpfe rezitieren mit blecherner Kunststimme die 95 Thesen und die päpstliche Bulle. Dr. Martinus Luther höchstpersönlich steht zur Audienz bereit, angetrieben von künstlicher Intelligenz (kein Witz, aber irgendwie auch gruselig). Süßigkeiten bekommt nur, wer wenigstens einen Artikel aus dem Kleinen Katechismus auswendig aufsagen kann. (Kein Problem, noch heute kann ich, was ich damals nicht verstanden habe: „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann. Sondern der Heilige Geist hat mich...“)

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Nur die Luther-Bonbons, die gibt’s offenbar nicht mehr. Die Domain lutherbonbon.de hat die Nordkirche übernommen. Nix mehr mit Lustig Lecker Luther Lutschen, außer Sie haben noch über zehn Jahre alte Restbestände. Dann wissen Sie auch, warum die damals Bonbons gewählt haben und keine Schokolade. Die Gefahr war zu groß, dass heute noch die letzten verteilt werden, was bei Bonbons nicht ganz so schlimm ist.

Ja, was denn jetzt? Halloween oder Reformationsfest? Und ist Halloween nicht total schlimm, weil heidnisch und Geister und überhaupt und so? In diesem Jahr begegnen mir wieder ganz viele Posts auf Social Media, die jegliche Beteiligung von Christ:innen an diesem heidnischen Treiben vehement ablehnen. Kann ich einerseits verstehen. Andererseits frage ich: Habt ihr denn nicht einmal genügend Glauben, um mit diesem zumeist harmlosen Spaß umzugehen? Zumal Halloween ja sogar einen zum Teil christlichen Ursprung hat. Am Abend vor Allerheiligen (all hallows evening) begann es vor allem im katholischen Irland und zog von dort in die USA und weiter in die halbe Welt. Na ja, das – und alle Geschichten rund um Jacok o’ Lantern und mögliche heidnische Ursprünge des Fests – können Sie ja überall nachlesen.

Was Sie eigentlich auch quasi überall in der Bibel nachlesen können, ist aber auch das: Fürchtet euch nicht! Warum sollten wir denn vor so ein paar Halloween-Geisterchen Angst haben, wenn wir doch daran glauben, dass Gott uns gerettet hat? Können wir uns nicht einfach mit den Kindern gruseln – und mit Erwachsenen, manche haben ja auch in höherem Alter noch sehr viel Spaß an Gruselverkleidung und dem ganzen Drum und Dran? „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ fragt Paulus in 1. Korinter 15,55. Luther hatte eine andere Überlieferung vorliegen und übersetzte noch: „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ Oder wie es Cyriacus Schneegaß in dem wunderbaren Lied „In dir ist Freude“ formulierte:

Wenn wir Dich haben,
kann uns nicht schaden
Teufel, Welt, Sünd' oder Tod.

Oder noch kürzer, überall in der Bibel zu finden:

Fürchte dich nicht!

Wenn wir unseren Glauben ernst nehmen, dann kann uns doch so ein kleines Gruselfestchen wirklich nichts anhaben. Dann können wir in Seelenruhe (wörtlich gemeint) beides nebeneinander stehen lassen. Wir können denen, die sich gerne gruseln, das gönnen – und vielleicht sogar mitmachen. Und wir können im festlichen Reformationsgottesdienst daran denken, wie Martin Luther damals, am Vorabend vor Allerheiligen, der Überlieferung nach seine 95 Thesen veröffentlichte. Im Gruselkostüm am Gottesdienst teilzunehmen, ist aber trotzdem eventuell nicht so empfehlenswert.

Haben Sie ein fröhliches Reformationsfest mit Gruseln, Freude, viel Süßem und wenig Saurem!

Darf ich mich als Christin gruseln? Evangelische Kirche erweckt KI-Luther zum Leben Stilvoll Glauben 2010: Lustig Lecker Luther Lutschen Halloween Martin Luther Reformationstag

veröffentlicht in: Citykirche Blog am
Den Schlüssel ablegen: Meditation im Motorradgottesdienst Schluesselmeditation-MotGD202310.mp3 Heiko Kuschel 29. Oktober 2023 - 12:04

Der Sommer ist vorbei.
Die Saison ist zu Ende.
So vieles ist geschehen.
Der Winter naht, das Wetter ist entsprechend.

Hast du deinen Motorradschlüssel dabei?
Dann nimm ihn jetzt in die Hand.
Wenn nicht, nimm einen anderen Schlüssel.
Vom Auto, vom Fahrrad, vom Haus, egal.

Betrachte diesen Schlüssel.
So viele Dinge hat er aufgeschlossen.
Schöne Dinge.
Touren, an die du dich gerne erinnerst.
Momente des Glücks.
Augenblicke des Staunens.
Vielleicht war auch weniger schönes dabei, das heute noch schmerzt.


veröffentlicht in: Stilvoll glauben am
Wer darf Pfarrer:in? Heiko Kuschel Sa., 28.10.2023 - 21:11 Neue Wege in kirchlichen Berufen In der bayerischen Landeskirche verschwimmen die Grenzen zwischen den Berufsgruppen – und das ist gut so.

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Normalerweise achte ich in diesem Blog darauf, nicht allzu viel aus meiner eigenen Umgebung zu schreiben, denn es mag sein, dass es um Dinge geht, die nur mir wichtig sind, die Sie, die Leserinnen und Leser, aber gar nicht so interessieren.

Heute mache ich mal eine Ausnahme. Denn es betrifft die gesamte bayerische Landeskirche.
Mag sein, dass das in anderen Landeskirchen schon gang und gäbe ist – bei uns ist es eine große Neuerung. Aber beginnen wir von vorne:

Bei den (inhaltlich arbeitenden) kirchlichen Berufen gibt es, grob gesagt, vier Berufsgruppen, die sich je nach Ausbildung deutlich unterscheiden, und zwar sowohl in den Aufgaben, die sie übernehmen, als auch in der Bezahlung bzw. Besoldung und den Anstellungsverhältnissen. Da wären einmal die Religionspädagoginnen und Religionspädagogen, die einen starken Schwerpunkt auf Pädagogik und Didaktik legen und oft – aber eben nicht ausschließlich – im Religionsunterricht eingesetzt werden. Viele sind auch im Gemeindedienst tätig, insbesondere in der Jugendarbeit.

Dann gibt es die Diakon:innen, die neben ihrer geistlichen Ausbildung immer einen „weltlichen“ Beruf erlernen, der sehr unterschiedlich sein kann.

Die Absolvent:innen von biblischen Schulen können ebenfalls im Gemeindedienst an verschiedenen Stellen eingesetzt werden.

Und dann natürlich: Die Pfarrerinnen und Pfarrer! Universitär ausgebildet, sind sie Beamte im „höheren Dienst“, verdienen mehr als die anderen Berufsgruppen, haben dafür aber auch keine festen Arbeitszeiten. Wenn man mal davon absieht, dass die Dienstordnungen – jedenfalls in Bayern – eine regelmäßige Wochenarbeitszeit von 48 Stunden zugrunde legen, die aber nicht weiter geprüft wird. Viele arbeiten mehr als das, einige wohl auch weniger – wobei die investierte Zeit auch nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Qualität der Arbeit ziehen lässt.

Welche Gräben es zumindest früher zwischen diesen Gruppen gab, habe ich noch im Vikariat mit großem Erstaunen und auch Befremden erfahren, als wir eine Ausbildungswoche gemeinsam mit einer Gruppe von Religionspädagoginnen und Religionspädagogen verbrachten, die uns ihr Leid klagten über den Umgang zwischen den Berufsgruppen. Insbesondere ältere Pfarrer (nicht gegendert) trugen damals manchmal noch einen gewissen Standesdünkel vor sich her. Doch das ist, hoffentlich, weitgehend Geschichte.

Nun hat die bayerische Landessynode vor einiger Zeit die Grenzen deutlich gelockert: Bis zu 20 Prozent aller Planstellen können „berufsgruppenübergreifend“ besetzt werden. Ein Pfarrer auf einer Stelle, die bisher eine Diakonin innehatte. Eine Diakonin auf einer „richtigen“ Pfarrstelle mit allem Drum und Dran. Auf einmal sind ganz neue Gedankenspiele möglich! Genügend Leute, um alles zu besetzen, haben wir sowieso nicht mehr, egal, in welcher Berufsgruppe. Also warum nicht alles ganz neu denken? So, dass es für die Menschen passt und nicht für die Planstellen-Systematik.

Im Dekanat Schweinfurt beispielsweise haben wir – obwohl wir dekanatsweit mehrere Pfarrstellen einsparen mussten – in jeder Region eine ganze Pfarrstelle in regionale Jugendarbeit umgewandelt, die nun nach und nach von Religionspädagoginnen und anderen Berufsgruppen besetzt werden. Umgekehrt hat schon seit einiger Zeit eine Diakonin eine halbe Pfarrstelle inne und wohnt auch im Pfarrhaus auf dem Dorf. Und nun wurde zum ersten Mal eine ganze Pfarrstelle in der Stadt mit einem Absolventen einer biblisch-theologischen Ausbildungsstelle besetzt: Johannes Michalik studierte Theologie und Pädagogik an der Evangelistenschule Johanneum in Wuppertal. Für die Arbeit als Pfarrer fehlen ihm einige Kenntnisse, er hat auch noch keine Beauftragung für Taufe, Trauung und Beerdigung. Aber das macht nichts: Im Stadt-Verbund mit Kolleginnen und Kollegen finden sich da Möglichkeiten. Und diese Ausbildungsmodule kann er nun berufsbegleitend nachholen, was bis vor kurzem nicht möglich war. Irgendwann wird er eventuell die Ausbildung zum „Pfarrverwalter“ abschließen, der möglicherweise bis dahin dann einfach „Pfarrer“ heißt. Denn wen interessieren noch die feinen Unterschiede in Ausbildung etc., wenn die Leute ihre Arbeit gut und zum Segen der Gemeinde tun?

Für die Gemeinde, die ihn schon seit zehn Jahren als Jugendreferenten kennt und schätzt, und auch für ihn persönlich ist das eine große Chance. Und wir als Dekanat können einen Mitarbeiter halten und weiterbilden, der sich hier schon bewährt und eingebracht hat. Win-Win-Win.

Natürlich geht nicht alles ohne Probleme ab. Soll eine Diakonin für deutlich weniger Geld wirklich die gleiche Arbeit machen wie eine Pfarrerin? Was ist im Rahmen der üblichen Arbeitszeit eigentlich zu schaffen, sie hat ja – anders als ein Pfarrer – auch vertraglich festgelegte Arbeitszeiten? Wie geht das mit Urlaubsvertretungen, da müssen ja auch Beerdigungen vertreten werden? Und so weiter.

Alles Fragen, die wir jetzt angehen müssen. Fragen, die vermutlich lösbar sein werden, wenn auch nicht immer ohne Konflikte. Aber ein Anfang ist gemacht.

Eine „Pfarrkonferenz“ gibt es in unserem Dekanat jedenfalls schon länger nicht mehr – sie heißt jetzt einfach „Hauptamtlichenkonferenz“. Ein großer Unterschied dazu, wie die „Relpäds“ damals vor 25 Jahren den Umgang in der Kirche wahrnahmen. Ich freue mich, dass sich unsere Kirche verändert. Bei allen Sparzwängen und Streichungen: Hier wird viel Potential freigesetzt. Und vielleicht – nein, sicher – ist der Heilige Geist an der einen oder anderen Stelle auch dabei.

Dekanat Schweinfurt: Einführung von Johannes Michalik Dekanat Schweinfurt: "Im Zeller Pfarrhaus brennt endlich Licht" Dekanat Schweinfurt: "Das Dekanat Schweinfurt stellt sich neu auf" (über region…

veröffentlicht in: Stilvoll glauben am
Jeden Morgen eine neue Andacht – fast komplett von KI erstellt